Ein Glas noch

Ein Glas noch

Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Oder vielleicht einfach zu groß?
Mindestens ist es zu dünn.
Ja, es ist zu dünn.
Es ist tatsächlich eigentlich gar nicht das bestellte Glas
und es schmeckt im Übrigen bemerkenswert
schlecht.

Meinst du.
Meinst du mir ins Gesicht
und ein Glas, das jetzt deins ist, weil du es dir vereinnahmtest, weil du es meintest
und dir anmaßtest über ihm dein Urteil zu fällen,
nicht wie ein Förster Bäume fällt, sondern wie ein Gärter den Rasen mäht,
schnellen Schrittes, achtlos, die Halme zu Hunderten abrasierend,
dieses dein gemeintes, abrasierend beurteiltes Glas
hat deine Abwertung.

Die wird das Glas treffen,
wird das Glas scharf, ja schmerzhaft, treffen, wird es in Stücke zerreißen.
Es wird vor Stücken kaum noch sichtbar sein als Glas im Meer seiner Scherben,
denn deine Abwertung impliziert vor allem deinen Scharfsinn.

Den Scharfsinn,
den du, von der komfortablen und erhabenen, weil erhöhten, Position des Scharfsinnigen,
an das Glas anlegst, um dein scharfes Profil, dein Ego, deine Kantigkeit an seinen scharfen Scherben meisterhaft zu schärfen.

Und scharf wirst dabei vor allem
du selbst.
Scharf wird deine Weltsicht,
ungetrübt und einfarbig, wie der schönste Schwarz-Weiß-Film.
Scharf wird deine Ignoranz,
ungetrübt und einsichtig, ja durchsichtig wie ein Backstein.
Scharf wird deine Hybris,
ungetrübt und golden-strahlend wie eine Burger-King-Krohne.

Und wie der Gärtner, der glaubt der Garten brauche ihn um zu überleben
und sich der Bewunderung der Besucher angesichts seiner Opfer sicher ist,
so legst du deinen selblst geschärften Scharfsinn repetetiv, ja brauchtumhaft an, an die Gläser dieser Welt, auf den Glasscheiben und Mattschirmen dieser Welt,
um dem unbedarften Beobachter märtyrergleich deine Meinung zu verkünden.

Vielen Dank dafür.